Dienstag, 26. Dezember 2006

Der menschliche Ekel – Versuch einer Gesellschaftskritik

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An einem kalten Dezemberabend fliehe ich. Ich fliehe vor der weihnachtlichen Fratze der Mainzer Innenstadt. Doch ich bin in der Hölle gelandet: Dem Weihnachtsmarkt, der schon Markt war als Ralf noch Peterhanwar.

Da sind die Kinder. Feist, mit glänzenden Augen, tropfenden Nasen und in dicke Jacken verpackt starren sie mich an. Mit ihren gefüllten Backen, in ihrer dümmlich-verklärten Mimik ähneln sie Hamstern, deren Lebensinhalt es ist, gefüttert zu werden und im Käfigrad ihre Runden zu drehen. Der Käfig ist der Markt, ist die Gesellschaft; die weihnachtlichen Rituale, die stete Wiederholung, die demonstrative Glücklichkeit, das Streben nach Anerkennung sind das Rad. Das Rad des Lebens.

Da ist die Jugend. In kollektivem Glühweinrausch rühmt sie sich, regelmäßig alkoholischen Genüssen zu frönen, verkündet laut grunzend primitive Gossenprosa und hofft dabei, beim jeweils anderen Geschlecht zu punkten. Deutschlands Zukunft ertränkt sich in warmem, zimt- und nelkengeschwängertem Rebensaft auf der Suche nach ihrer Identität in einer Welt des Konsums, des Vergleichs, der Einsamkeit unter Menschen, der Hoffnung, immer einen Euro mehr in der Tasche zu haben als die vermeintlichen Freunde. Annäherung, Verbrüderung finden statt – auf niedrigem Niveau, man ist noch jung.

Da sind die Erwachsenen. Sie haben bereits kapituliert – bewusst oder nicht. Weihnachtszeit heißt für sie glücklich zu scheinen, heißt der Aufnahme von Essen und Getränk stets freudig Vorrang zu gewähren, sich von innen wärmen, wenn es draußen kalt ist, am Jahresende vor anderen das Resümee zu ziehen, dass es einem eigentlich schon ganz gut gehe, man recht erfolgreich sei und doch eigentlich alles richtig gemacht habe. „Ganz“, „recht“, „eigentlich“ - innen sieht es oft anders aus, doch wer will diese Tür noch aufsperren? Es gilt, den Freunden, Kollegen, Ehepartnern zu demonstrieren, dass es sich lohnt, zusammen zu sein, man ist es wert, man hat Geld und Geist, man ist besonders.

Ich schaue links: Würste schieben sich unter breite Oberlippenbärte, der Senf quillt hervor; ich schaue rechts: Glühwein wird gierig in lippenstiftumrandete Münder geschüttet, eine paar Schlücke gehen daneben, „uups ich bin ja schon beschwipst“; ich schaue nach vorne als ein junges Mädchen mit langem blonden Haar damit prahlt, erst gestern wieder total voll gewesen zu sein – mit Bier, heute ist es glühender Wein; ich schaue nach hinten und sehe ungeheure Menschenmassen, die sich durch schmale Gassen drängen, um dem Konsum Anheim zu fallen – die Bereitschaft ist uneingeschränkt, es ist Weihnachtszeit.

Da bin ich. Trotz all des Ekels, der mich überfällt, merke ich, dass ich ein Teil dieser Masse bin. Ich versuche mich zu sträuben, zu erkennen, zu analysieren, mich zu entziehen. Und doch schaffen es manche Gerüche, das Wasser in meinem Munde zum fließen zu bringen.

Ich bin ein Tier, ich bin ein Mensch.

Ich bleibe hart, jetzt schnell gehen: Ich treffe Freunde. Na, wie geht’s? Ja, doch recht gut. Kann eigentlich nicht klagen. Na, trinken wir zusammen nen Glühwein? Ach, nun ja…ok. Noch einen? Äääh, ja. Den Würsten dieser weihnachtlichen Welt kann ich mich dann trotzdem widersetzen, ich will noch in den Spiegel schauen können, ich habe Prinzipien, ich bin kein Herdentier, -mensch. Auf dem Heimweg kommen die Dönerbuden: Ich kehre ein, verabscheue mich selbst und beiße zu.

Frohe Weihnachten.


Kloppo der Gefiederte

Das Bier in mir

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Eine Reminiszenz an zwei Dinge, die mich geprägt haben: Matthias Reim und edler Gerstensaft...


Ich zieh durch Mainzer Straßen bis nach Mitternacht
Der Suff, der hat mich angelacht, Milch brauch ich dafür nicht
Ich liege noch im Eisgrub vor mir ein Turm Bier
Ich war schon vor 4 Stunden hier – das macht mir, macht mir nichts

Gegenüber sitzt n’Typ wie’n Wolff
Ich stell mir vor, das wäre der Turbo-Rolf
Das juckt mich überhaupt nicht

Ich trink 10 Schlücke, krieche auf ihn zu
Und hauch ihn an: Rolfi bist es du?
Er sagt nur: Ich heiße Volker
Und ich trink dann doch lieber nur für mich


Verdammt, schon zahlen? Ich zahl jetzt nicht!
Verdammt, schon gehen? Ich geh jetzt nicht!
Verdammt, schon kotzen? Ich kotz jetzt nicht!
Ich will noch mal zwei Bier!


So langsam fällt mir alles wieder ein
Ich wollt nur schreiben & edle Feder sein, jetzt bin ich’s oder nicht

Askese passte nicht in meine Welt
Ich hab mir lieber Bier bestellt – ich glaub das einfach nicht!

Gegenüber liegt ein Magazin, ich nipp am Bier: das riecht nach Urin
Ich rülpse, schreibe aber nicht

Sieben Bier, zuviel geraucht, das ist es was ein Journalist so braucht
Doch ich höre, höre dann nicht auf
Und ich denke schon wieder nur an Bier!


Verdammt, schon zahlen? Ich zahl jetzt nicht!
Verdammt, schon gehen? Ich geh jetzt nicht!
Verdammt, schon kotzen? Ich kotz jetzt nicht!
Ich will noch mal zwei Bier! (3x wiederholen)


Kloppo der Gefiederte

Donnerstag, 7. Dezember 2006

Die Pulitzei warnt

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Im gesamten deutschen Sprachraum sind überflüssige Adjektive unterwegs. Wie ein Pulitzeisprecher am Mittwoch in Dudendorf mitteilte, wurde umgehend eine Rastafahndung eingeleitet. Die Gesuchten seien durchtrieben, hinterlistig, aalglatt und brutal – um nur einige zu nennen. Zur zeitnahen Erfassung der Flüchtigen setzt die Pulitzei mehrere Hundertschaften starker Verben ein.

Auf Betreiben des Ministeriums für Satzsicherheit wurden zudem an neuralgischen Punkten äußerst präzise Substantive platziert. „Damit sind wir in der Lage, Adjektive selbst drei Nebensätze weiter derart zu schwächen, dass sie dem nächstbesten Rotstift zum Opfer fallen oder vom Wolff gerissen werden“, sagte Ralf-Peter Cocktrue, Leiter des Sondersatzbaukommandos.

Dennoch ist völlig offen, ob jemals alle vermeintlichen Schädlinge zur Strecke gebracht werden können, da diese häufig ihren Aggregatzustand wechseln. Fest, gasförmig, flüssig, ja, manchmal sogar überflüssig – all das sind Adjektive. Hardliner monieren, sie brächten den Lesefluss gänzlich zum versiegen; Schöngeister dagegen glauben fest daran, dass Adjektive besagtem Fluss ständig neue Wendungen eröffnen und dahinplätschernde Manuskripte in mitreißende Pamphlete verwandeln können, da sie, aus der richtigen Feder geflossen, letztlich nur eines sind: edel.
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Federmichl

Mittwoch, 6. Dezember 2006

Hin - und wieder zurück

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Edelfedern sind die Großen, die ganz Großen, die Götter im Journalistenolymp des Herrn. Die, die sich wochenlang durch Aktenberge von 12 Metern Höhe kämpfen, um gefälschte Ertragszahlen irgendwelcher Firmen zu enthüllen. Die, die selbst dann noch die alte Rechtschreibung benutzten, wenn sogar in Frankfurt niemand mehr weiß, dass dass mal daß geschrieben wurde. Die, die – am Scheideweg stehend – ihre Alternativen berechnen und nicht ihre Möglichkeiten.

Ihr seht: Edelfedern sind die Elite unter der Elite. Sie machen das, was wir hier auch machen – nur ganz offiziell. Und damit wir alle einmal auch genau diesen Punkt erreichen, studieren wir ja hier seit einigen Wochen. Und was haben wir in dieser Zeit gelernt? Dass Schreiben angeblich Askese ist und das bedeutet, dass ein guter Zeitungssatz aus Subjekt + Prädikat besteht – und an guten Tagen vielleicht auch noch ein Objekt Erfüllungsgehilfe spielen darf. So schreiben konnte man spätestens in der dritten Klasse, d.h. zehn weitere Jahre Schule waren vollkommen umsonst. Zum Glück gibt es ja einen stets aktuellen Böse-Worte-Index, der dafür sorgt, dass vokabulartechnisch gar nicht der Raum für mehr da ist.


Der bleibt allerdings für die Erkenntnis: Um eine Edelfeder zu werden, darf man auf gar keinen Fall eine sein! Trösten wir uns also damit, dass es ja erstens Seiten gibt wie diese hier, auf denen ich „ich“ schreiben darf, so oft ich will, auf denen es niemanden interessiert, ob der Ertrag einer Firma absinkt, den Höhenflug fortsetzt oder aber zumindest wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist und auf der es als schlechten Stil angesehen wird, wenn in einem Beitrag nicht mindestens ein Satz mehr als 100 Wörter enthält. Außerdem hat das Studium ja vielleicht doch erst begonnen und alles, was wir bis jetzt erleben durften, ist nur eins: Die Spitze des Eisbergs!

Die Reise des Als

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Ja guden Dach Brause hier am Apparat... klick.... tuutuut..

Als eines ruhigen Abends das Sommermärchen nur 37 mal 60 Sekunden entfernt schon über den Horizont der vierten Dimension lugte, machte sich ein einsamer Rheinhessischer Als-Satz auf, sich zu plustern und zu pudern, sich zu entsinnen, was Deutschlehrer ihm einst mit erhobenem Zeigefinger an Tugenden mit auf den Weg gegeben, abzuschütteln, was ihm jüngst an berufsethischen und sorgfaltspflichterfüllenden Merksätzen indoktriniert wurde; Monster, die sich ihm in Weg zu stellen versuchten, nicht wegzuredigieren und erst recht nicht weg zu redigieren, sondern mitzunehmen auf seine Reise, die erfüllt sein sollte von standhafter Standhaftigkeit, von druchtriebenen Durchhalteparolen, und pathetischem Pathos, so hetzte ein Komma das nächste, ein Punkt war nicht in Sicht, und Bastian Sick hätte, hätte er davon gewusst gehabt, in des Wollfens Klagelied herzzereißend mit eingestimmt.

Punkt, puh. Der Als-Satz gönnte sich ein Verschnaufspäuschen, der hektische Alltag umwuselte seine Oase der Ruhe. Punkt. Absatz. Information. Wichtig, neu und aktuell. Die Korrektheit dieser Welt suhlte sich in ihrer Rastlosigkeit und der Als-Satz merkte, dass er hier nicht hingehörte, die feindselige Atmosphäre machte ihn ganz betroffen, er verzehrte sich nach einem verschachtelten Nebensatz, an dessen Anfang, der ohne Szene und Schleppsatz schlapp daherkam, dem Leser, der immer älter wurde, nicht mit Lokalkolorit umsäuselte, ihm nicht die Ws – in ihrer Wichtigkeit ohnehin weit überschätzt – mit schlagbohrartiger Präzision einlötete, sondern der sanft entschlummerte in eine Dimension des Vergessens des Anfangs des Satzes dieser Geschichte.

Und als es soweit gekommen war, die Erkenntnis ihren Weg in des Als-Sätzchens Bewusstsein sich geschaufelt hatte, schnaufte der Als-Satz einmal tief durch, nahm sein Mobiltelefon und wählte die Nummer seines besten Freundes, dem guten alten Rasta, yo.

Dolch welch Graus, der hatte keine Zeit, die Tagesschau ging los.

Über Rastas, Bettnässer und die soziale Käthe

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Es gibt eine kleine Welt, in der all die Dinge, Personen, Kreaturen, Situationen und Begebenheiten, kurz: Entitäten, einen Platz finden, denen in der realen Welt sozusagen ein Missverständnis widerfahren ist. Diese Welt wird auch die „Parallelwelt der falsch verstandenen Worte und Sätze“ genannt. Sei es, dass diese Worte oder Sätze in der realen Welt bewusst falsch verstanden wurden, dass sie der schlechten Akustik des Raumes zum Opfer fielen, dass Personen sie bewusst oder unbewusst falsch aussprachen oder, dass sie einfach nur der Spinnerei eines dilettantischen Spaßmachers, eines intellektuellen Wortakrobaten oder eines unsicheren Dummschwätzers entsprangen, sie enden alle in der Parallelwelt der falsch verstandenen Worte und Sätze.

Dort erwachen die Entitäten zum Leben. Doch sie fristen nun ein ausgesprochen leidiges Dasein, denn sie versuchen, ihren eigentlichen Sinn, ihre eigentliche Identität, ihre eigentliche Bestimmung wiederzugewinnen, indem sie ihrer wahren Identität folgend, ihrem Ruf der realen Welt gerecht werden wollen, um in diese zurückkehren zu können.

An manchen Tagen, insbesondere dann, wenn wieder einer der Begriffe fällt, die doch einst der Grund der Erschaffung eines dieser leidvollen Geschöpfe waren, begebe ich mich in die Parallelwelt der falsch verstandenen Worte und Sätze.

Dort Treffe ich auf die soziale Käthe, die, ob ihres Namens, eine umgängliche, ja liebenswerte Person sein müsste, ihrer angestrebten, im Grunde immanenten Identität folgend, aber nur Unheil, Bedrohung, Unrecht, Isolation und Zwietracht unter die Bewohner der Parallelwelt bringt.

Die Bettnässer, mit denen man eigentlich Mitleid haben möchte, verhalten sich keineswegs zurückhaltend, scheu und nervös, nein, sie zerren und trennen, sie sperren und flennen, sie zehren und trotzen, sie wehren und motzen, sie haken und stören, sie makeln und röhren.

Nur dem Rasta, der mir breit grinsend entgegen schlurft und meine Hand nimmt, um mich in dieser Welt umherzuführen, scheint es hier ziemlich gut zu gehen: Er hat sich dermaßen die Birne weggekifft, dass er nicht mehr weiß, wer oder was er in der realen Welt einmal war.



Dienstag, 28. November 2006

Der Wolff – Gibt’s doch gar nicht (flotte Spreche)

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In Reminiszenz an den Wolf, einen talentfreien Wortakrobaten, der dennoch zu Unrecht in der Versenkung verschwunden ist. Was ihm fehlte, war ein Partner, der ihm sprachlich auf die Sprünge hilft und für den großen Auftritt wie geschaffen ist. Als Wolf & Wolff hätten sie Klaus & Klaus alt aussehen lassen. Mad props to my men.


Ich steh' im Domus und denke: "Gibt's doch gar nicht!,
warn' die Studis eigentlich schon immer so tranig?"

Ich hab's satt immer der Showman zu sein,
der auf Euch zugeht, greift mal in die Schachtel rein.

Ich lass' es einfach sein auf Euch zuzugehen,
das fällt mir gar nicht leicht, doch ihr müsst mich verstehen.

Ich mach' mich doch nicht zum Affen, ihr müsstet das doch raffen,
auch ohne zu paffen unterscheid' ich mich von all' den Laffen.

Doch o.k., ich muss der Studentenwelt eines zugestehen,
die meisten Männer sind der Renner, das hab' ich auch gesehen.

Da kann man auch verstehen, warum die Frauen sich so benehmen,
warum sie in der Ecke stehen, anstatt am Laptop zu kleben.

So geht's nicht weiter, es wird Zeit dass damit Schluss ist,
schaut den Kerls doch ma' zu, dann weißt du wasn’ Opus ist.

Ich zeige dir was Lust ist, zeige Dir was Genuss ist,
zerpflücke einen von den Kerls, der zeigt dir dann was Frust ist.

Doch ich fürchte, ich bin nur ein Tropfen auf das heiße Bein,
es müssten viel mehr Männer ultimative Schreiber sein.

Doch egal, die Frau geht, sie ist nicht irgendwer,
warum konnt sich nicht zu mir? Da muss ein Schleppsatz her!



Chorus: (die ganze Crew und Lou)
Gibt's doch gar nicht... Was soll ich sagen?... Ist das zu fassen?




Ich sitz im Audi fahr nach Haus und denke: "Gibt's doch gar nicht":
Eine Nacht in Mainz? Keine Frage die spar' ich mir,

und das bei dem Service, da gibt’s noch nicht mal Kölsches.

Kriegt man dann doch mal eins, dann weiß man nicht mal welches.

Wie schon gesagt, ich bleib einfach nicht,

schlecht ist dann natürlich, wenn die Hinterachse bricht.

Darf ich die Papiere 'mal sehen, guter Mann?"

Der Wagen gehört meiner Frau, Oh Shit, jetzt bin ich dran!

Besser doch zurück nach Mainz, bloß nichts wie fort hier,

dann mach ich eben schnell den rasenden Reporter.

Zurück im Seminar erstmal dpa gecheckt,

da steht es ja auch schon, Wolffs Wagen ist verreckt.

Doch hat der Typ im Stress wohl den Hintergrund vergessen,

und nicht mal ein Zitat, das ist schon sehr vermessen,

wie 'n Unterkursler, Oh Mann, wie unangenehm

sowas passiert Tag für Tag, das ist das Problem.

So schwer ist das doch nicht, es sind nur 60 Zeilen,

Lead, Detail, Hintergrund – der Kerl wird’s nie peilen.

Nur eine Woche später, ne E-Mail in mei’m Postfach.

PR von nem Verband, die nennen sich „Pro Flachdach“ - "das gibt's doch gar nicht!"



Chorus: (die ganze Crew und Lou)
Gibt's doch gar nicht... Was soll ich sagen?... Ist das zu fassen?



Ich gehe raus und denke: "Nun mal ehrlich".
Guck' mir den AZ-Titel an und frag' mich, wozu lehr ich?

Ob Regenwaldabholzung, Atomkraft, Ozonloch

in der Nordsee Bohrinseln und was weiß ich sonst noch,

kurz gesagt, "ganz schlechte Schreibe",

schneid dir nix von ab, nicht mal ne kleine Scheibe.

Was soll ich sagen, man darf nicht vergessen,

so ist’s in der Provinz, wir sind hier in Rheinhessen.

Was ich damit sagen will: "Wie sollte ich’s vermeiden?",

Vor gut 10 Jahren war ich noch einer von den Schreibern,

die gute alte Schule, täglich mit vollem Einsatz,

Journalismus war Passion, es gab sogar noch Bleisatz.

Dann wollte ich nicht mehr den Brüllaffen machen,

lieber die von morgen formen, da hab ich mehr zu lachen.

Also, was könnt' ich noch mehr tun, frag' ich Euch?

Bei mir kriegt die junge Garde journalistisch’ Handwerkszeug.

Was ihr damit anfangt, was Ihr damit macht?

Hey, das is’ euer Ding, ab jetzt wird selbst gedacht!

Wie auch immer, ich geh' raus freu' mich über das Sonnenlicht,

Frau Ferrari fährt nen Golf – das gibt's doch gar nicht.



Federmichl

Sonntag, 26. November 2006

Geteert und gefedert

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Tauchet ein, in das Tintenfass der Aufklärung, tränket eure Feder mit Herzblut, auf dass es das tiefe Schwarz erhelle und eure Seele mit einfließe. In unserer Welt sagt ein Wort mehr als tausend Bilder, auf dass auch der letzte Schmock, der glaubt, dass ohne BILD nichts geht, verstehen möge, womit die edlen Federn ihre Fehden austragen. Alles ist im Fluss, nichts wird durch den Wolf gedreht; was steht, das steht.

Dies ist das Refugium der gefiederten Freunde, die sich – tagaus, tagein geteert und gefedert – in ungeahnte Höhen emporschreiben. Die Welt treibt als blauer Riese unter uns, ist Spielball unserer Fantasie, dreht sich, wie es uns gefällt. Wir lassen, Sternschnuppen gleich, Gedanken im Kopf des Lesers aufblitzen, die zwar schnell verglühen mögen, sich aber in sein Herz einbrennen.

Nur wer bereit ist, sich selbst mit Distanz zu betrachten, sich frei macht, wird sein Innerstes entdecken. Dort steht nicht viel, doch das Wesentliche, in großen Lettern mühsam gesetzt durch Schicksal und Erfahrungen, Gespräche und Gezanke, Getränke und Gewanke. Was immer dort steht, lieber Leser, ist weder straffer Bericht noch kryptisches Gedicht: Es ist dein eigenes Ich. Möge es edel sein.


Federmichl

Prolog oder: Eine Umleitungsempfehlung



Studierzimmer. Berge von Papier auf dem Boden, halbfertige Manuskripte, Zeitungen, aufgeschlagene Bücher: Sorgfältige Unordnung. Ein offenes Fenster, grelles Licht, Straßenlärm dröhnt von unten hinauf. Graph Feder sitzt am Schreibtisch, rezitiert laut seine Ansprache:


A ticket costs only your mind


- Weezer -


An alle Freunde des geschriebenen und gesprochenen Wortes,


tretet ein in eine Welt der Hoffnung und der Leidenschaft, des Schöngeists und der Phantasie, in eine Welt der versteckten und offenen Anspielungen, in eine Welt, in der Monstersätze nicht verpönt, sondern erwünscht sind, eine Welt, in der noch Gleichberechtigung zwischen den Satzzeichen, zwischen Komma, Punkt und Semikolon herrscht, eine Welt, die schwachen Adjektiven eine Chance gibt gegen starke Verben.


Schon ist sie da, die verlockende Versuchung, einzutreten in diese Welt; sie nimmt Euch an die Hand, spielt mit Eurem Verstand, schaltet ihn mal ein, mal aus, doch Ihr habt die freie Entscheidung: Denn auf dem gelb unterlegten Schild steht nicht etwa „Umleitung“, sondern „Umleitungsempfehlung“.


So entscheidet Euch und lasset Euch um-leiten, doch seid bewusst Euch der Verführung, die versteckt ist in der ein oder anderen


Spitze. Des Eisbergs


größter Teil liegt bekanntlich immer unter der Oberfläche des Wassers. So ist die Ladung Humor meistens, doch nicht immer, eine


geballte. Faust


hatte recht: Die Wissenschaft ist weit davon entfernt zu erklären, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, doch auch die Edlen Federn müssen passen, bleibt ihnen doch der Sinn verborgen. Doch ihn zu umschreiben und zu deuten haben sie sich zur Aufgabe gemacht. Viel Spaß und gute Unterhaltung wünscht Euch


Graph Feder



Samstag, 25. November 2006

Eine Ode an die Feder



Edle Federn dieser Welt!


Meine Augen pulsieren vor Entzücken, meine Finger zittern über das Tastenbrett, mein Herz jubiliert angesichts der sich hier bietenden Möglichkeiten! Eine Idee, geboren in Wein, Bier und Schnaps, hat sich ihren Weg in die Realität des weltweiten Netzes gebahnt. Dank Federführung des Federmichl ist es nun möglich, dem Unerlaubten, dem Tabuisierten, dem von höchster Stelle Geächteten zu frönen. Nicht der flotten Schreibe, nein, das wäre dilettantisch, kennzeichnend für den Bodensatz des schreibenden Amateurproletariats, das sich selbst verklärend zur publizierenden Güteklasse A zählt!


Diese Plattform wurde errichtet für die Jünger der Edelfeder, denen kein Satz zu verschachtelt, kein Bild zu wild, keine Syntax zu abenteuerlich und kein Wort zu gewagt ist. Länge bedeutet Macht, Wortspiel bedeutet Leben; Standard und sterilisierte Knappheit bedeuten den Tod der Individualität und des stilistischen Abenteuers!


Mit geballter Faust gegen die soziale Kälte der vorherrschenden Lehrmeinung angehend und in der Hoffnung, dass diese ersten Einträge nur die Spitze des Eisberges der kreativen Selbstverwirklichung auf dem Weg zur Edelfeder im Sinne eines Alexander Osang sein mögen, gebe ich hiermit auch von meiner Seite grünes Licht für große Worte aus edlen Federn!


Wörterschmiede dieser Welt vereinigt euch und lasst eure sprachgewaltigen Hämmer auf den Amboss der edlen Schreibe niedersausen, um die dogmatischen Ketten der journalistischen Lehre zu zerschmettern!



Kloppo der Gefiederte.