Dienstag, 28. November 2006

Der Wolff – Gibt’s doch gar nicht (flotte Spreche)

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In Reminiszenz an den Wolf, einen talentfreien Wortakrobaten, der dennoch zu Unrecht in der Versenkung verschwunden ist. Was ihm fehlte, war ein Partner, der ihm sprachlich auf die Sprünge hilft und für den großen Auftritt wie geschaffen ist. Als Wolf & Wolff hätten sie Klaus & Klaus alt aussehen lassen. Mad props to my men.


Ich steh' im Domus und denke: "Gibt's doch gar nicht!,
warn' die Studis eigentlich schon immer so tranig?"

Ich hab's satt immer der Showman zu sein,
der auf Euch zugeht, greift mal in die Schachtel rein.

Ich lass' es einfach sein auf Euch zuzugehen,
das fällt mir gar nicht leicht, doch ihr müsst mich verstehen.

Ich mach' mich doch nicht zum Affen, ihr müsstet das doch raffen,
auch ohne zu paffen unterscheid' ich mich von all' den Laffen.

Doch o.k., ich muss der Studentenwelt eines zugestehen,
die meisten Männer sind der Renner, das hab' ich auch gesehen.

Da kann man auch verstehen, warum die Frauen sich so benehmen,
warum sie in der Ecke stehen, anstatt am Laptop zu kleben.

So geht's nicht weiter, es wird Zeit dass damit Schluss ist,
schaut den Kerls doch ma' zu, dann weißt du wasn’ Opus ist.

Ich zeige dir was Lust ist, zeige Dir was Genuss ist,
zerpflücke einen von den Kerls, der zeigt dir dann was Frust ist.

Doch ich fürchte, ich bin nur ein Tropfen auf das heiße Bein,
es müssten viel mehr Männer ultimative Schreiber sein.

Doch egal, die Frau geht, sie ist nicht irgendwer,
warum konnt sich nicht zu mir? Da muss ein Schleppsatz her!



Chorus: (die ganze Crew und Lou)
Gibt's doch gar nicht... Was soll ich sagen?... Ist das zu fassen?




Ich sitz im Audi fahr nach Haus und denke: "Gibt's doch gar nicht":
Eine Nacht in Mainz? Keine Frage die spar' ich mir,

und das bei dem Service, da gibt’s noch nicht mal Kölsches.

Kriegt man dann doch mal eins, dann weiß man nicht mal welches.

Wie schon gesagt, ich bleib einfach nicht,

schlecht ist dann natürlich, wenn die Hinterachse bricht.

Darf ich die Papiere 'mal sehen, guter Mann?"

Der Wagen gehört meiner Frau, Oh Shit, jetzt bin ich dran!

Besser doch zurück nach Mainz, bloß nichts wie fort hier,

dann mach ich eben schnell den rasenden Reporter.

Zurück im Seminar erstmal dpa gecheckt,

da steht es ja auch schon, Wolffs Wagen ist verreckt.

Doch hat der Typ im Stress wohl den Hintergrund vergessen,

und nicht mal ein Zitat, das ist schon sehr vermessen,

wie 'n Unterkursler, Oh Mann, wie unangenehm

sowas passiert Tag für Tag, das ist das Problem.

So schwer ist das doch nicht, es sind nur 60 Zeilen,

Lead, Detail, Hintergrund – der Kerl wird’s nie peilen.

Nur eine Woche später, ne E-Mail in mei’m Postfach.

PR von nem Verband, die nennen sich „Pro Flachdach“ - "das gibt's doch gar nicht!"



Chorus: (die ganze Crew und Lou)
Gibt's doch gar nicht... Was soll ich sagen?... Ist das zu fassen?



Ich gehe raus und denke: "Nun mal ehrlich".
Guck' mir den AZ-Titel an und frag' mich, wozu lehr ich?

Ob Regenwaldabholzung, Atomkraft, Ozonloch

in der Nordsee Bohrinseln und was weiß ich sonst noch,

kurz gesagt, "ganz schlechte Schreibe",

schneid dir nix von ab, nicht mal ne kleine Scheibe.

Was soll ich sagen, man darf nicht vergessen,

so ist’s in der Provinz, wir sind hier in Rheinhessen.

Was ich damit sagen will: "Wie sollte ich’s vermeiden?",

Vor gut 10 Jahren war ich noch einer von den Schreibern,

die gute alte Schule, täglich mit vollem Einsatz,

Journalismus war Passion, es gab sogar noch Bleisatz.

Dann wollte ich nicht mehr den Brüllaffen machen,

lieber die von morgen formen, da hab ich mehr zu lachen.

Also, was könnt' ich noch mehr tun, frag' ich Euch?

Bei mir kriegt die junge Garde journalistisch’ Handwerkszeug.

Was ihr damit anfangt, was Ihr damit macht?

Hey, das is’ euer Ding, ab jetzt wird selbst gedacht!

Wie auch immer, ich geh' raus freu' mich über das Sonnenlicht,

Frau Ferrari fährt nen Golf – das gibt's doch gar nicht.



Federmichl

Sonntag, 26. November 2006

Geteert und gefedert

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Tauchet ein, in das Tintenfass der Aufklärung, tränket eure Feder mit Herzblut, auf dass es das tiefe Schwarz erhelle und eure Seele mit einfließe. In unserer Welt sagt ein Wort mehr als tausend Bilder, auf dass auch der letzte Schmock, der glaubt, dass ohne BILD nichts geht, verstehen möge, womit die edlen Federn ihre Fehden austragen. Alles ist im Fluss, nichts wird durch den Wolf gedreht; was steht, das steht.

Dies ist das Refugium der gefiederten Freunde, die sich – tagaus, tagein geteert und gefedert – in ungeahnte Höhen emporschreiben. Die Welt treibt als blauer Riese unter uns, ist Spielball unserer Fantasie, dreht sich, wie es uns gefällt. Wir lassen, Sternschnuppen gleich, Gedanken im Kopf des Lesers aufblitzen, die zwar schnell verglühen mögen, sich aber in sein Herz einbrennen.

Nur wer bereit ist, sich selbst mit Distanz zu betrachten, sich frei macht, wird sein Innerstes entdecken. Dort steht nicht viel, doch das Wesentliche, in großen Lettern mühsam gesetzt durch Schicksal und Erfahrungen, Gespräche und Gezanke, Getränke und Gewanke. Was immer dort steht, lieber Leser, ist weder straffer Bericht noch kryptisches Gedicht: Es ist dein eigenes Ich. Möge es edel sein.


Federmichl

Prolog oder: Eine Umleitungsempfehlung



Studierzimmer. Berge von Papier auf dem Boden, halbfertige Manuskripte, Zeitungen, aufgeschlagene Bücher: Sorgfältige Unordnung. Ein offenes Fenster, grelles Licht, Straßenlärm dröhnt von unten hinauf. Graph Feder sitzt am Schreibtisch, rezitiert laut seine Ansprache:


A ticket costs only your mind


- Weezer -


An alle Freunde des geschriebenen und gesprochenen Wortes,


tretet ein in eine Welt der Hoffnung und der Leidenschaft, des Schöngeists und der Phantasie, in eine Welt der versteckten und offenen Anspielungen, in eine Welt, in der Monstersätze nicht verpönt, sondern erwünscht sind, eine Welt, in der noch Gleichberechtigung zwischen den Satzzeichen, zwischen Komma, Punkt und Semikolon herrscht, eine Welt, die schwachen Adjektiven eine Chance gibt gegen starke Verben.


Schon ist sie da, die verlockende Versuchung, einzutreten in diese Welt; sie nimmt Euch an die Hand, spielt mit Eurem Verstand, schaltet ihn mal ein, mal aus, doch Ihr habt die freie Entscheidung: Denn auf dem gelb unterlegten Schild steht nicht etwa „Umleitung“, sondern „Umleitungsempfehlung“.


So entscheidet Euch und lasset Euch um-leiten, doch seid bewusst Euch der Verführung, die versteckt ist in der ein oder anderen


Spitze. Des Eisbergs


größter Teil liegt bekanntlich immer unter der Oberfläche des Wassers. So ist die Ladung Humor meistens, doch nicht immer, eine


geballte. Faust


hatte recht: Die Wissenschaft ist weit davon entfernt zu erklären, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, doch auch die Edlen Federn müssen passen, bleibt ihnen doch der Sinn verborgen. Doch ihn zu umschreiben und zu deuten haben sie sich zur Aufgabe gemacht. Viel Spaß und gute Unterhaltung wünscht Euch


Graph Feder



Samstag, 25. November 2006

Eine Ode an die Feder



Edle Federn dieser Welt!


Meine Augen pulsieren vor Entzücken, meine Finger zittern über das Tastenbrett, mein Herz jubiliert angesichts der sich hier bietenden Möglichkeiten! Eine Idee, geboren in Wein, Bier und Schnaps, hat sich ihren Weg in die Realität des weltweiten Netzes gebahnt. Dank Federführung des Federmichl ist es nun möglich, dem Unerlaubten, dem Tabuisierten, dem von höchster Stelle Geächteten zu frönen. Nicht der flotten Schreibe, nein, das wäre dilettantisch, kennzeichnend für den Bodensatz des schreibenden Amateurproletariats, das sich selbst verklärend zur publizierenden Güteklasse A zählt!


Diese Plattform wurde errichtet für die Jünger der Edelfeder, denen kein Satz zu verschachtelt, kein Bild zu wild, keine Syntax zu abenteuerlich und kein Wort zu gewagt ist. Länge bedeutet Macht, Wortspiel bedeutet Leben; Standard und sterilisierte Knappheit bedeuten den Tod der Individualität und des stilistischen Abenteuers!


Mit geballter Faust gegen die soziale Kälte der vorherrschenden Lehrmeinung angehend und in der Hoffnung, dass diese ersten Einträge nur die Spitze des Eisberges der kreativen Selbstverwirklichung auf dem Weg zur Edelfeder im Sinne eines Alexander Osang sein mögen, gebe ich hiermit auch von meiner Seite grünes Licht für große Worte aus edlen Federn!


Wörterschmiede dieser Welt vereinigt euch und lasst eure sprachgewaltigen Hämmer auf den Amboss der edlen Schreibe niedersausen, um die dogmatischen Ketten der journalistischen Lehre zu zerschmettern!



Kloppo der Gefiederte.