.Das Edelfeder-Selbstgespräch
Graph Feder, Mitbegründer der Edelfedern, in einem Autointerview über seine publizistische Pause, die Belanglosigkeit in den westlichen Gesellschaften und das Zerwürfnis der Edelfedern mit dem Universalgelehrten Wilhelm „Wodka“ Brause.
Graph Feder, leben Totgesagte eigentlich länger?
Feder: Sie wollen doch nicht etwa auf meine publizistische Pause anspielen? Dann bitte nicht in dieser abgedroschenen Art und Weise.
Man sagt Ihnen ja in bestimmten Dingen eine gewisse Langsamkeit nach. Immerhin haben es Kloppo der Gefiederte und Federmichl in den vergangenen zwei Wochen geschafft, Beiträge zu verfassen. Leiden Sie unter einer Schreibblockade?
Feder: Nun, den ersten Satz werde ich an dieser Stelle sicher nicht kommentieren. Was meine Kollegen angeht, die übrigens hervorragende Beiträge geleistet haben, so dürfen Sie zwei Dinge nicht vergessen: Erstens hat Kloppo der Gefiederte wochenlang keine Möglichkeit gehabt, seine geistigen Ideen zu Papier zu bringen – die Gründe sind ja hinlänglich bekannt – und strotzte förmlich vor Tatendrang...
...und Zweitens...
Feder: ...hat sich Federmichl in den Ferien von völliger Ruhe und Einsamkeit der Schweizer Berge inspirieren lassen und seinen Kopf von allen Blindplatten befreit.
Was noch immer nicht ihre Nachlässigkeit erklärt.
Feder: Fällt Ihnen etwas auf, wenn Sie sich hier umschauen?
Sie wollen doch nur ablenken. Bitte beantworten Sie jetzt meine Frage.
Feder: Jetzt hören Sie schon auf mit dem gestelzten Firlefanz, den Sie in irgendeinem Hörsaal aufgeschnappt haben. Also: Fällt Ihnen etwas auf, wenn Sie sich hier umschauen?
Nun, es sieht sehr aufgeräumt aus in Ihrem Arbeitszimmer. Keine Papiere auf dem Schreibtisch, keine aufgeschlagenen Bücher und man wäre fast geneigt, vom Boden zu essen. In Anlehnung an Ihren ersten Beitrag schließe ich, dass Sie in den zwei Wochen ihre Dokumente geordnet haben.
Feder: Das steht hier nicht zur Debatte. Was haben Sie denn in den zwei Wochen gemacht?
Ich bereite mich derzeit auf einen Artikel vor, in dem ich mich mit der Belanglosigkeit in den westlichen Gesellschaften auseinandersetze.
Feder: Können Sie mehr darüber erzählen?
Anknüpfen möchte ich dabei an den Beitrag von Kloppe dem Gefiederten, der mit dem Versuch einer Gesellschaftskritik das Themenspektrum der Edelfedern zu erweitern gedachte. Die Menschen in der heutigen Gesellschaft haben keinen Idealismus mehr, nichts, wofür sie kämpfen. Stattdessen stecken sie ihre Energie lieber in Diskussionen im Studiverzeichnis, sie schauen lieber sinnlose Videos bei YouTube an und gehen beispielsweise auch nicht zu Demonstrationen gegen Studiengebühren. Sehen Sie das ähnlich?
Feder: Die Jugend von heute hat statt Religion nur noch Sex und Handytarife im Sinn. Politische Diskussionen und spannende Debatten gibt es leider viel zu selten.
So wie die leicht polemische Auseinandersetzung mit dem Universalgelehrten Wilhelm Brause. Hat Brause Ihrer Meinung nach noch Ideale?
Feder: Brause ist ein Schwätzer, der seine Emotionen nicht immer unter Kontrolle hat. Schön und gut, Brause sitzt in einflussreichen Positionen, aber genau dieser Plural (Positionen!) ist der Punkt. Wer kann schon die Drohungen von jemandem ernst nehmen, der in einer Woche noch Professor, in der nächsten aber Vorsitzender des Flachdachverbandes ist. Wo ist da bitte der Idealismus.
Sie glauben also nicht, dass Brause dem Ruf auf den Lehrstuhl für PR in Mainz folgen wird?
Feder: Ganz im Gegenteil: Brause wird sicherlich die Professur annehmen, aber danach verschwinden, um Tage später als Kolumnenschreiber des Kölner Stadt-Anzeigers oder als Kassenwart des Taubenzüchtervereins wieder aufzutauchen. Nur eines ist sicher: Für die Edelfedern schreiben wird er nicht.
Graph Feder, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Graph Feder
.